A&A Teil II

Klaus Windhöfel Existiert Gott?

 

Evolution ist der zentrale Begriff schlechthin in allen Wissenschaftszweigen. Das ganze Universum ist Geschichte. Und dies von Anfang an! Alles hängt voneinander ab und baut aufeinander auf. Des-

wegen ist das Urknall-Modell so empfindlich von seinen Anfangsbedingungen (Finetuning) abhängig.

Vorher glaubte man an einen unendlich alten und unbegrenzten ewigen Kosmos. In einem solchen Gebilde ist wegen der Unendlichkeit alles möglich. Deshalb konnte Nietzsche sagen: Lebe so, dass dir der Augenblick unendlich oft wiederkommen kann. Alles, was wir tun, alle Leiden, unsere Lebens-

erfahrungen haben wir bereits unendlich oft so wie jetzt im Augenblick erfahren und alles wird sich gebetsmühlenartig noch wiederholen. Das ist der fluch der Unendlichkeit! Das Urknallmodell stellt die Revolution aller Wissenschaften und Denkanschauungen schlechthin dar! Nur die Religionswissen-

schaft scheint diese Revolution verschlafen zu haben. Alles ist in Bewegung, alles im Fluss! Für die Philosophen unter Ihnen: Heraklit (alles fließt; man steigt nie zweimal in denselben Fluss!) bekommt gegen Parmenides (das geistige Sein hat allein Bestand; alles Werden ist nur Illusion!) Recht 2500 Jahre später! Und was das Besondere an der ganzen Sache ist: Auch wir als Menschheit und als Einzelwesen kommen in dieser Entwicklungsgeschichte des Universums vor! Die Sprachblasen oben verdeutlichen die vielen Übergänge, Emergenzen und Qualitätssprünge. An der letzten Emergenz

( Emergenz: das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile) macht das Gesetz der Evolution keineswegs halt. Ideen, Gedanken, wissenschaftliche Lehrgebäude, Kulturgüter, selbst Religionen und Gottesvorstellungen evolvieren. Deswegen war der Schock, den ich persönlich als selbst erlebte Geschichte miterlitten habe, so gewaltig. Anfangs der 70er Jahre stand wegen der Umweltkrise, die sich heute als eine Krise des Menschen darstellt, die ganze technische Entwicklung in Frage.

© by Klaus Windhöfel

Der Roman Failed Species thematisiert auch philoso-phische und kulturspezifi-

sche Bezüge. In ihm einge-

woben ist eine Science Fic-

tion-Geschichte, die der Pro-

tagonist der Handlung, Ran-

dolf verfasst hat. Unter Auf-

nahme der Theorie von Tipler (alle Menschenbiografien werden am Ende in einem Computer emuliert) treiben ein Maschinenwesen und ein sgn. "letzter Mensch" ein-

sam durchs All auf der Suche

nach geeigneten Planeten zwecks Kolonisierung. Die Dialoge thematisieren die Frage, ob dieser Zustand ein Fortschritt darstellt oder ob die Menschheit gescheitert ist, eben eine Failed Species.