Folgen sie den drei Grafiken, die noch aus meiner Unterrichtszeit stammen und deswegen schematisiert und bebildert sind. Ich denke, es wird deutlich, worauf ich hinaus will: In der Allegorie eines Diaprojektors sind die Dias die wechselnden und austauschbaren Bilder, die für gegenwärtige und längst vergangene Religionen und religiöse Anschauungen und Verhaltensweisen stehen. Auch hier findet eine Evolution von archaischen zu mehr vergeistigten Symbolen und Metaphern statt. Doch hatte Feuerbach damit Gott widerlegt? Er hat nur zutreffend und heute unbestritten zum Ausdruck gebracht, dass Glaube und Reli-
gion ein soziopsychologisches Phänomen ist, das lediglich "von unten" erklärt und analysiert werden kann. Wo sollten die Symbole, Metaphern, Rituale und Bräuche auch sonst herstammen als vom Menschen selbst? Das gilt auch für die göttlichen Gebote, die heute keine metaphysische Herkunft mehr reklamie-
ren können. Bleiben noch der Projektor, also der nach Gott fragende Mensch und die Projektionsfläche.
Die Vorschau taugt nichts. Ich hoffe Sie können das Original in Word zu Hause auf Ihrem Bildschirm öffnen
Sowohl die Dias als auch die Projektionsleinwand, worauf ich vor 20 Jahren noch meine Dias projiziert habe, also die imaginäre Fläche, auf welche wir unsere Vorstellungen, Wünsche etc. entwerfen, sind flexibel. Zum rechten Verstehen müssen Sie sich immerzu vergegen-wärtigen, dass alle drei genannten Elemente der Allegorie (Projektor, Dia und Leinwand) zur großen Evolutionsgeschichte des Universums gehören. Dehalb müssen auch die Religionen (Dias) der Entwicklung unterworfen sein. Sie kommen halt je nach Bildungsstand in der Kultur- und Geistesgeschichte der Menschheit vor. Dass die ursprünglichen Bilder grau-
sam waren (Kinder- und Menschenopfer; immerhin ist auch die Kreuzigung eine Art Men-
schenopfer u. wurde im Anfang der Christenheit als ein stellvertretendes Opfer für alle Sünder zur Satisfaktion Gottvaters betrachtet, eine Vorstellung, die man heute kaum noch kennt - was im Übrigen auch für die Weiterentwicklung religiöser Vorstellungen spricht). Mit zunehmendem Bildungsstand und Wissen verlagert sich die Projektionsfläche immer wei-
ter nach außen, d.h. Gott wird unanschaulich und abstrakt. Wir gelangen an eine wohl prinzipielle Grenze des Denkens und des Erkenntnisvermögens. Als diese sehe ich im Augenblick die Inflationstheorie von A. Guth. Interessanterweise ist auch sie eine Projek-
tion, wenn auch keine religiöse. Weiter geht das Denken und Erkennen nicht zurück. Wir sind angelangt beim Raumzeitschaum. Unterhalb der Planck-Größen macht es keinen Sinn mehr, Thesen und Modelle zu entwerfen. Die Raumzeit zerbröselt ganz einfach. Sie zerrinnt wie feiner Sand zwischen unseren Fingern. Verwiesen sei auf die hervorragende Einführung zur Inflation (die kosmische Phase ist gemeint, nicht die wirtschaftliche!!) von Josef Gassner auf YouTube. Dauert an die 90 Minuten - ist nicht zu überbieten an Ver-
ständlichkeit und Sorgfalt der schrittweisen Darlegung. Gassner als NaWi ist so ehrlich, einzuräumen, dass es neben der Unmöglichkeit der experimentellen Überprüfung eine Hauptschwäche gibt, nämlich die Notwendigleit der Annahme der Quantentheorie als eines universal gültigen Gesetzes. Wir gelangen offenbar an der Grenze des Erkennens, sprich: auf der am weitesten vorgeschoben Projektionsfläche zum Münchhausendilemma. Die Quantentheorie bekommt für uns fast den Rang eines göttlichen Gesetzes. Sie muss ja während der kurzen überlichtgeschwinden Aufblähung der Raumzeit bereits in Gültigkeit sein. Das, was seit den 20er Jahren erst in Gestalt der Quantentheorie entdeckt wurde und damit zur Evolutionsgeschichte des Universums gehört (die Evolution der Religions- und Geistesgeschichte der Menschheit ist ja ein Teil der übergeordneten Evolution unseres Universums!) muss eine Art Schöpfungsprinzip sein, wenn man seine Grundannahmen so weit wie möglich nach Außen projiziert. Denn der Erkenntnisgewinn des Inflationsmodells resultiert ja keineswegs aus der üblichen naturwissenschaftlichen Beobachtung + Hypothesenbildung + Mathe, weil es schlicht nichts zu beobachten und nichts zu messen gibt
© by Klaus Windhöfel